Freimaurer Flensburg

Freimaurerei gibt es seit mehreren hundert Jahren. Ihre Anfänge werden vielfach auf die Tradition der Steinmetzbruderschaften und Dombauhütten des 16. und 17. Jahrhunderts zurückgeführt.

Die Architektur (die "Königin der Künste"), die Kenntnisse der Geometrie und das bauhandwerkliche Können gelangten in damaliger Zeit zur höchsten Vollkommenheit. Die Weitergabe des Wissens erfolgte nach selbst festgelegten Ordnungen und in abgeschlossen Räumen, zu denen nur der Eingeweihte Zutritt erlangte. Die Ordnungen dieser Bruderschaften enthielten nicht nur fachliche, sondern auch soziale und ethische Regeln. Diese würden auch nach heutigen Maßstäben noch als "demokratisch" gelten.

Von der Werkmaurerei zur "Denkfabrik"

Dieses gleichermaßen auf Gleichheit wie Vertraulichkeit fußende Konzept war von seinem Wesen her attraktiv. Nicht nur für die handwerklichen Steinmetze, sondern zunehmend auch für Laien.

Mit den aufkommenden Ideen des Humanismus und der Aufklärung vollzog sich schließlich der Wandel von der sogenannten "Werkmaurerei" zur "spekulativen Maurerei". Hier konnte man sich neuen Ideen und ethischen Fragen widmen. Ob Wissenschaftler oder Philosoph, ob Fürst oder Bürger – hier begegnete man sich als Bruder und sprach miteinander auf gleicher Ebene.

Für mehr als 100 Jahre wurden auf diese Weise Freimaurerlogen der Ort eines die damaligen gesellschaftlichen Grenzen sprengenden – wie wir heute sagen würden – „think tank“. In Freimaurerlogen wurden viele entscheidenden gesellschaftlichen und damit auch wirtschaftlichen und politischen Veränderungen der damaligen Zeit vorgedacht und zum Teil auch in die Tat gesetzt. Ein gutes Beispiel dafür ist die amerikanische Unabhängigkeit und deren Verfassung.

Insbesondere in Deutschland setzte später eine Phase der Erstarrung ein. Eng an Thron und Altar, Gott und Vaterland gebunden, verkam Freimaurerei vielfach zu einem großbürgerlich-national–konservativen Herrenclub.

Freimaurer Flensburg

Unsere Loge – die Leuchte im Norden – blickt inzwischen auf eine mehr als 90–jährige Geschichte zurück.

Als offizielles Gründungsdatum gilt der 24. Juni 1930. Das ist der Tag, an dem unsere Vorväter die sogenannte „Regularität“, das heißt die Anerkennung durch die englische Großloge, erlangten. Denn der 1927 von unseren Brüdern zunächst unter dem Dach des "Freimaurerbundes zur aufgehenden Sonne“ gegründete Loge „Zur Freiheit und Bruderliebe“, konnte diese Anerkennung aus verschiedenen Gründen nicht erreichen.

Unsere Loge gehörte zur Reformfreimaurerei und stellte sich dem staatstragend-nationalistischen (z.T. auch völkischen) Geist entgegen. Das war ein großes Wagnis, denn damit befand man sich in vollkommenem Widerspruch zur damaligen Ideenwelt der Freimaurerei in Deutschland

Die Idee völliger Gleichwertigkeit brachte die Freimaurerväter unserer Loge in ernste Schwierigkeiten. Brüder mit einer Geisteshaltung, die neben der Gleichwertigkeit von Individuen auch für die parität von Völker und Religionen einstanden, lebten zu dieser Zeit gefährlich. Zudem traten sie - vor und nach dem 1. Weltkrieg sowie am Vorabend des 2. Weltkrieges - für konsequente Aussöhnung und Verständigung unter den Menschen ein.

Freimaurer Verfolgung

Zusätzlich zum damaligen Vorwurf, keine „richtigen Freimaurer“ zu sein, brachte es ihnen seitens der überwiegenden Mehrheit der deutschen Freimaurerei auch noch den des Vaterlandsverrates ein. Unsere Brüder handelten im Jahr 1933 konsequent und stellten unmittelbar nach Machtergreifung der Nationalsozialisten ihre Tätigkeit ein.

Alle Unterlagen und fast das ganze Inventar wurden vernichtet. Nur wenige Gegenstände überlebten diese dunkle Zeit.

Das war ein ausgesprochen mutiger und zugleich konsequenter Schritt in einer Zeit, in der andere Großlogen ihre Umwandlung in völkisch-christliche Orden betrieben. Sie versuchten teilweise bis in das Jahr 1935 hinein sich mit den damaligen Machthabern zu arrangieren.

Bis heute hat man sich, wie Hans Herrmann Höhmann zu Recht wiederholt kritisch anmerkte, der Aufarbeitung dieses Kapitels nicht ernsthaft bzw. nicht ohne primären Rechtfertigungsimpuls gewidmet. Noch heute wird vielfach in euphemistischer Umschreibung von den Jahren 1935 – 45 als einer „dunklen Zeit“ gesprochen. Dabei wird gerne übersehen, dass die „Dunkelheit“ schon viel früher und in den eigenen Herzen ihren Ausgang genommen hatte. Beispielsweise im Ausschluss jüdischer Brüder oder in der vorauseilender Anpassung der Rituale an völkisches Gedankengut.

Die "Leuchte im Norden"

Dass am Ende das Licht über die Dunkelheit obsiegte, ist Brüdern wie Leo Müffelmann zu verdanken. Ihm gelang es noch, obwohl durch Lagerhaft schwer gezeichnet, im November 1933 die „Symbolische Grossloge im Exil“ mit Sitz in Jerusalem zu begründen. Von dort aus wurde im Juni 1949 zunächst die Deutsche Grossloge als Vereinigung aller deutschen Logen neu begründet. Und bereits ein knappes halbes Jahr später und unter Mithilfe dänischer Brüder begann am 05. Februar 1950 auch unsere Loge wieder mit ihrer Arbeit. An die aktive Hilfe der dänischen Logen erinnert noch heute jählich unser deutsch-dänisches "6–Logen–Treffen".

Dem humanistischen Ideal unserer Gründungsväter und ihrer freiheitlichen Tradition fühlen wir uns mit Stolz verbunden!

Die Loge „Leuchte im Norden“ versteht sich bis heute als Gemeinschaft, deren Mitglieder sich weder über Besitz noch Mode, noch über beruflichen oder familiären Status definieren. Bei uns zählen allein die persönlichen Wertvorstellungen, die Stärken und Besonderheiten, die jeder Bruder mitbringt. Als eine Gemeinschaft Verschiedener begreifen wir das verschieden sein als eine Bereicherung. Aus dieser Haltung ergeben sich neue und anregende Impulse für die eigene Entwicklung wie auch eine auf Humanität und gegenseitige Wertschätzung gerichtete Lebensführung sowie Deutung und Gestaltung der Welt.

Freimaurerei ist Persönlichkeitsbildung ... wir bleiben ein Leben lang „Humanisten in Ausbildung“.